Drupal Paragraphs: Schluss mit dem WYSIWYG-Chaos

Steven Schulz
Steven Schulz

Drupal Paragraphs: Schluss mit dem WYSIWYG-Chaos

Kennen Sie das? Der Kunde ruft an: “Ich habe versucht, das Bild rechts neben den Text zu schieben, aber jetzt ist das ganze Layout zerschossen!”

Das ist das Problem des klassischen WYSIWYG-Editors (What You See Is What You Get). Er gibt Redakteuren zu viel Macht und zu wenig Struktur. Das Ergebnis: HTML-Spaghetti, inkonsistente Designs und frustrierte Nutzer.

Die Lösung in der Drupal-Welt heißt seit Jahren: Paragraphs.

Was sind Paragraphs?

Statt eines einzigen, riesigen “Body”-Feldes, in das alles reingeworfen wird, zerlegen wir den Inhalt in kleine, logische Bausteine (Abschnitte).

Ein Artikel besteht dann nicht mehr aus einem Text-Blob, sondern aus einer Liste von Komponenten:

  1. Text-Block (Überschrift + Text)
  2. Bild-Galerie (3 Bilder nebeneinander)
  3. Zitat (Text + Autor + Bild)
  4. Call-to-Action (Button-Text + Link)
  5. Video-Embed (YouTube URL)

Der Redakteur wählt einfach aus einer Liste den gewünschten Baustein aus, füllt die Felder aus und Drupal kümmert sich um das Rendering.

Die Vorteile

1. Design-Konsistenz (Corporate Identity)

Da der Redakteur kein HTML schreibt, sondern nur Felder ausfüllt, kann er das Design nicht “kaputt machen”. Ein Zitat sieht immer aus wie ein Zitat, egal wer es eingepflegt hat. Das Frontend-Team hat die volle Kontrolle über das Markup.

2. Strukturierte Daten

Das ist der wichtigste Punkt für Entwickler. Ein Paragraph ist eine Entity.

  • Ein Bild ist ein echtes File-Reference-Feld, kein <img> Tag im HTML-Soup.
  • Ein Link ist ein Link-Feld. Das bedeutet: Wir können diese Daten später problemlos anders ausgeben – zum Beispiel in einer App (Headless Drupal) oder in einem RSS-Feed. Versuchen Sie mal, sauber alle Bilder aus einem HTML-Body-Feld zu extrahieren. Viel Spaß mit Regex.

3. Wiederverwendbarkeit

Haben Sie einen tollen “Teaser-Slider” für die Startseite gebaut? Mit Paragraphs können Sie diesen Komponententyp ganz einfach auch auf News-Artikeln oder Landingpages verfügbar machen.

4. Einfache Übersetzung

Paragraphs integrieren sich nahtlos in Drupals Multilingual-System. Sie können entscheiden, ob ein Paragraph für alle Sprachen gleich ist (z.B. ein Bild) oder übersetzt werden muss (z.B. der Text dazu).

Paragraphs vs. Layout Builder vs. Gutenberg

Es gibt mittlerweile viele Wege, Layouts in Drupal zu bauen.

  • Paragraphs: Perfekt für strukturierte Inhalte untereinander (der “Main Content” Bereich). Sehr robust, sehr strukturiert.
  • Layout Builder: Super für 2-Spaltigkeit und das Platzieren von Blöcken auf der ganzen Seite. Kann komplex für Redakteure sein.
  • Gutenberg: Der WordPress-Editor in Drupal. Bietet eine tolle Editing-Experience, speichert aber (meistens) HTML. Gut für Marketing-Seiten, weniger gut für strikte Datenmodelle.

Meine Empfehlung: Für 90% der inhaltslastigen Websites ist Paragraphs immer noch der Goldstandard. Es bietet die perfekte Balance aus Flexibilität für den Redakteur und Kontrolle für den Entwickler.

Fazit

Wenn Sie heute noch Websites mit einem einzigen großen WYSIWYG-Feld bauen, tun Sie sich und Ihren Redakteuren keinen Gefallen. Wechseln Sie zum komponenten-basierten Ansatz mit Paragraphs. Ihre Seite wird sauberer, wartbarer und zukunftssicherer.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was ist der Unterschied zu Gutenberg?
Gutenberg (bekannt aus WordPress) ist ein visueller Editor, der HTML speichert. Paragraphs speichert strukturierte Daten (Entities). Das macht Paragraphs robuster für komplexe Datenmodelle und Headless-Anwendungen.
Kann ich Paragraphs mit Layout Builder kombinieren?
Ja! Layout Builder ist großartig für das generelle Seiten-Layout (Spalten, Regionen), während Paragraphs perfekt für die Inhalte innerhalb dieser Regionen sind. Viele Projekte nutzen beides zusammen.
Ist die Migration von Body-Feld zu Paragraphs schwer?
Es erfordert Arbeit. Inhalte müssen aus dem HTML-Blob des Body-Feldes extrahiert und in die neuen Paragraph-Typen überführt werden. Für große Seiten gibt es Migrations-Skripte, aber manuelle Nacharbeit ist oft nötig.

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